Zur Anmeldung als Teilnehmer bitte E-Mail mit Nennung des gewünschten Benutzernamens an: pfenz@mail.de

Papierfabrik Weißenstein

Von Stadtwiki

Wechseln zu: Navigation, Suche
OpenStreetMap
Karte anzeigen
Papierfabrik Weißenstein
Aktie der Papierfabrik Weißenstein
Dillweißenstein mit der Papierfabrik aus der Luft

Die Papierfabrik Weißenstein war eine Papierfabrik in Dillweißenstein, die 1859/61 gegründet und 2001 geschlossen wurde.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Gründung

Nach dem Bau der Bogenbrücke, als die Wasserkraft der Nagold an dieser Stelle nutzbar wurde, wurde 1859/61 durch den Pforzheimer Ernst Heydegger eine Papiermühle erbaut. Heydegger hatte mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen, dazu kamen Streitigkeiten mit der Gemeinde und mit einem Müller wegen der Wasserrrechte. Noch bevor die Papiermühle fertiggestellt war, kam es zur Versteigerung der Anlage, die dadurch günstig in den Besitz von zunächst Kübeleberle und dann Carl Barth kam. Die Firma Barth & Co. begann 1865 mit der Papierproduktion. Etwa zur selben Zeit wurde in unmittelbarer Nachbarschaft noch eine Blechschmiede errichtet. Diese Firma verlegte 1873 ihre Produktion nach außerhalb, das Werksgebäude kam an die Papierfabrik.[1]

Da das Wasser der Nagold nicht sauber genug für die Papierproduktion war, musste das Unternehmen noch einen äußerst kostspieligen Brunnen bohren lassen. Dessen Bohrloch schaffte es in den Jahresbericht 1914 des Oberrheinischen Geologischen Vereins.[2]

Im Jahr 1886 fielen die Produktionsanlagen einem Feuer zum Opfer und mussten weitgehend neu aufgebaut werden.

Das Unternehmen änderte mehrfach seinen Namen, hieß zeitweiße Barth & Haas. Nach dem Austritt des Teilhabers Barth 1896 hieß das Unternehmen kurzzeitig Haas & Co. KG, wurde dann aber 1899 in die Papierfabrik Weißenstein AG umgewandelt. In selben Jahr kaufte die AG zwei Konkurrenten in Barmen und in Wangen.

Beim 50jährigen Jubiläum 1911 beschäftigte die Fabrik 270 Mitarbeiter. Während des Kriegs 1914 kam die Fabrik durch den Zusammenbruch des Pforzheimer Bankenvereins in finanzielle Schwierigkeiten und musste die beiden aufgekauften Konkurrenten wieder verkaufen.

1918 hat sich die Fabrik der Zellstofffabrik Waldhof Mannheim/Berlin angeschlossen. 1937 haben sich die beiden Unternehmen wieder getrennt, und die Badische Beamtenbank übernahm die Mehrheit in der Weißensteiner Papierfabrik.

Im zweiten Weltkrieg wurde die Fabrik nicht zerstört und begann schon im September 1945 wieder mit der Produktion. Nach 1948 (Währungsreform) begann ein wesentlicher Aufschwung, bis 1960 wieder ein Feuer einen Teil der Fabrik zerstörte. Beim 100jährigen Firmenjubiläum 1961 bestand die Belegschaft aus 360 Mitarbeitern.

Von 1941 bis zumindest 1978 gab es einen "Unterstützungsverein der Papierfabrik Weissenstein AG", dessen Vorstand bestand zunächst aus den Direktoren Hans Holler und Hermann Dietl, ab 1966 neben dem Direktor Wilhem Niethammer aber auch dem Betriebsratsvorsitzende Hermann Zell bzw. deren Nachfolger. Der Verein wird vom Amtsgericht Mannheim unter der VR 500352 mit der Satzung von 1953 und der letzten Änderung im Eintrag vom 6.2.2015 als aktuell betrachtet.

Niedergang

Die Gebrüder Buhl Papierfabriken GmbH aus Ettlingen hat 1988 die AG-Mehrheit übernommen. Ab 1993 gehörte die Fabrik zum Ajor Wiggins Appleton-Konzern. Die Herren Runge, Hohn und Gauss kauften 1996 die Mehrheitsanteile des Unternehmens (HRB Pforzheim 107). Ende der 1990er wurde noch große Summen in die Technik der Fabrik investiert. Das Wasserkraftwerk des Unternehmens wurde 2001 verkauft, bevor der Betrieb 2002 Insolvenz anmeldete.

Von 1987 bis 2002 gab es das Konstrukt der Papierfabrik Weißenstein Vermietungs-GmbH (HRB 2313) welche nach der Insolvenz der Fabrik wegen Vermögenslosigkeit aufgelöst wurde.

In beiden Firmen waren Michael Nöfer, Hubert Runge, Jörg Frieder Gauß sowie Wolf-Dieter Hohn als Vorstand oder Prokuristen aktiv.

Versuche der Nachnutzung

Seit 2004 haben sich unter dem Namen Gewerbekultur Firmen und Künstler als Genossenschaft in die Gebäude eingemietet.

Im August 2011 kaufte der Chef der Arcus Klinik, Bernhard Rieser, das 4.300 Quadratmeter große Areal. Die bis dahin bestehenden Mietverträge wurden gekündigt. Für die Zukunft ist eine Wohnbebauung vorgesehen, bei der das Planungsrecht bei der Stadt Pforzheim liegt.[3][4]

Im ehemaligen Verwaltungsgebäude hat sich die Familie Esselborn niedergelassen und verkauft alle Arten von Papier im Fachmarkt Papier-Pur. Der über 70-jährige Klaus Esselborn hat einen immer wieder verlängerten Pachtvertrag und ist der letzte "Mohikaner" nach der Zwangsversteigerung im Jahre 2011. Man hat ihm 2014 gesagt, dass es in diesem Jahre mit der Bebauung nichts mehr werde, wahrscheinlich erst in zwei bis fünf Jahren. [5]

Durch den Leerstand und die geschützte Lage der Fabrikgebäude entwickelten sich diese zum beliebten "Lost Place"[6] [7], was zum zeitbedingten Verfall noch zu zusätzlichen Schäden durch Vandalismus führte.

Eine versprochene Entwicklung zur Wohnbebauung fand in der 10jährigen Spekulationsfrist nicht statt.

2023 wurde nach langer Diskussion vom Gemeinderat beschlossen, auf das Vorkaufsrecht der Stadt zu verzichten, und damit den Verkauf des Geländes durch Rieser an die ADE Immobilien GmbH des Wiener Investors Alexander Degen zu ermöglichen. Für das 2011 für 900.000 € von Rieser ersteigerte Areal, hatte die Stadt auf Grund dessen, dass die damals in den Verkehrswert eingerechneten Sanierungs- und Erschliessungskosten bisher nicht erbracht wurden, einen Verkehrswert von 1,3 Millionen € ermittelt und das Planungsamt die Nutzung des Vorkaufsrecht empfohlen [8] [9]. Der Verkaufspreis betrug nun 13,4 Millionen Euro. Rieser und seine Frau hatten einen Verkauf des Grundstücks an die Stadt Pforzheim abgelehnt.[10]

Für das ziehen Vorkaufsrecht hatten sich SPD, Grüne Liste, Bündniss90/Die Grünen, WiP/Die Linke sowie die FDP ausgesprochen

Dagegen, und somit für das Ermöglichen des Verkaufs, die Fraktionen CDU, AfD, Freie Wähler/Unabhängige Bürger, Bürgerbewegung und Bürgerliste.[11]

Im Mai stellten die Fraktionen der FDP und der Grünen Liste einen Antrag beim Regierungspräsidium Karlsruhe, die „potenzieller Befangenheiten“ sowie „möglicher Vorteilsnahmen“ zu prüfen. [12]

Im Juni 2023 wurde bekannt, dass der Käufer die Kaufsumme nicht überwiesen hat. Erneut wird die Möglichkeit des Vorkaufsrechts diskutiert. Lediglich Michael Schwarz (FW/UB) hält den Investor weiterhin für seriös. [13]

Einzelnachweise

  1. Richard Schrade: Die Geschichte Dillweißensteins, Pforzheim 1981, S.164-166.
  2. Jahresbericht beim OGV
  3. Offen für Neues in der Papierfabrik, Online-Artikel der Pforzheimer Zeitung vom 04.02.2015
  4. Rieser: Wohnhäuser auf Papierfabrik-Gelände, Online-Artikel der Pforzheimer Zeitung vom 04.02.2015
  5. BNN vom 10.2.2014: Papierfabrik verharrt im Dornröschenschlaf
  6. komoot
  7. Mattes
  8. Stadt Pforzheim
  9. Stadt Pforzheim
  10. Papierfabrik Dillweißenstein: Verkehrswert liegt bei 1,3 Millionen Euro, Online-Artikel der Pforzheimer Zeitung vom 09.02.2023
  11. Stadt Pforzheim verzichtet aufs Vorkaufsrecht: Papierfabrik geht an Wiener Investor, Online-Artikel der Pforzheimer Zeitung vom 01.03.2023
  12. Pforzheimer Fraktionen beantragen nach Papierfabrik-Votum externe Prüfung etwaiger Befangenheit, Online-Artikel der Pforzheimer Zeitung vom 08.05.2023
  13. Hängepartie Papierfabrik: Nach Deal-Desaster ist Stadt gefragt, Online-Artikel der Pforzheimer Zeitung vom 21.06.2023

Quellen

Weblinks

Wikipedia zum Thema „Papierfabrik_Weissenstein”

 Commons: Papierfabrik Dillweißenstein – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Meine Werkzeuge
Namensräume
Varianten
Aktionen
Navigation
Themenportale
Unterstützt von
Werkzeuge