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Wilhelm Breitling

Von Stadtwiki

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Wilhelm Breitling (* 1939) ist Landwirtschaftsmeister und Industriekaufmann. Er war Gründer des Kamelhofs Rotfelden in Ebhausen-Rotfelden im Landkreis Calw.

Leben

Neben dem Landwirtschaftsmeister machte Wilhelm Breitling eine Umschulung zum Industriekaufmann und arbeitete bei der Firma Rolf Benz in Nagold. Die konventionelle Landwirtschaft betrieb er mit seiner Familie nebenbei. Wenn er Urlaub hatte, zog es Wilhelm Breitling in die Ferne: Der Rotfelder hatte eine ausgeprägte Leidenschaft für das Reisen.

1975 war es, als er mit seiner Frau nach Tunesien flog, wo er in der Stadt Hammamet auf dem Kamelmarkt plötzlich einigen dieser für europäische Breiten sehr exotisch anmutenden Exemplare Auge in Auge gegenüberstand. "Ich war sofort fasziniert von den Kamelen", erinnerte sich Wilhelm Breitling. "Sie strahlen so viel Ruhe aus!" Doch was aus dieser Begeisterung einmal erwachsen sollte, war ihm in diesem Moment wohl selbst nicht recht bewusst, "und meiner Frau schon gar nicht". Doch er war entschlossen, etwas ganz Neues zu wagen: Kameltourismus im Schwarzwald.

Viele seiner alten Bekannten hielten Breitlings Vorhaben zunächst für eine vorübergehende Spinnerei oder hofften es jedenfalls. "Wenn der Wilhelm nicht bald wieder normal wird, muss er in die Klapse!", zitierte Breitling einen seiner damaligen Weggefährten. Im beschaulichen Rotfelden löste die Vorstellung eines örtlichen Kamelhofs Skepsis aus, die in mehreren eigens zu diesem Thema einberufenen Versammlungen gipfelte.

Doch Wilhelm Breitling setzte sich durch: Mit Bilma und Rami kamen 1987 die ersten Kamele auf Umwegen aus einem Ost-Berliner Zoo nach Rotfelden. Die Idee von geführten Touren durch den Schwarzwald auf dem Rücken der Kamele verwarf Breitling jedoch schnell wieder. Bei der Reise nach Indien wollte er sehen, wie deutsche Touristen auf die Kameltour durch die Wüste reagieren würden: "Nach drei Tagen fingen die Frauen an zu weinen, weil es so unbequem war", erinnerte er sich. Damit war für ihn klar: "Pro Kamel müssten wir zwei Rechtsanwälte engagieren" – wegen Schmerzensgeldklagen. So beschränkte er sich darauf, kleinere Ausritte um Rotfelden anzubieten. Außerdem experimentierte Breitling beispielsweise mit Kosmetikprodukten aus Kamelmilch oder therapeutischen Angeboten: "Das funktioniert genauso gut wie mit Delfinen, weil die Tiere so geduldig und geruhsam sind".

Auch wenn im Vorfeld alles gut durchdacht und konzipiert wurde – wirtschaftlich rechnete sich der Kamelhof nicht. "Ich bin ein guter Rechner, aber kein Geschäftsmann. Dafür habe ich ein zu gutes Herz", sagte Breitling. Auch deshalb hatte er so manches Geschäftsmodell wie beispielsweise Kamelrennen verworfen – das Wohl der Tiere stand für ihn immer im Vordergrund. Sein besonderes Steckenpferd war die Verhaltensforschung bei den Tieren, die auch Forschungsteams aus aller Welt nach Rotfelden lockte.

Die Forscher stellten immer wieder fest, dass "die Kamele nirgendwo so zutraulich sind wie bei uns". Zwar hatten die Tiere ihre Eigenheiten – sie konnten sehr eifersüchtig und extrem nachtragend sein. Breitling gründete 1990 den Kamelverein Fatamorgana und veranstaltete 1997 zusammen mit Scheich Hamdan bin Zayed Al-Nahayan aus den Vereinigten Arabischen Emiraten vor mehr als 40. 000 Besuchern ein Kamelrennen auf der Rennbahn Hoppegarten bei Berlin.

Der Kamelhof selbst, 2002 eröffnet, zog jährlich bis zu 80. 000 Besucher an. Mehr als 80 Tiere lebten dort. Es gab Dromedare und Trampeltiere, außerdem ein Alpaka und ein Lama – letztere zählen zu den so genannten "Neuwelt-Kamelen", die in Südamerika beheimatet sind. Die Tiere fühlten sich auch in unseren Breiten wohl; mehr als 160 Geburten gab es auf dem Rotfelder Hof.

Der Kamelhof brannte in der Nacht vom 30. auf 31. Januar 2013 bei einem Großbrand völlig nieder. 86 Tiere wurden Opfer der Flammen. Der Sachschaden wurde nach ersten Schätzungen mit über einer Million Euro beziffert. Obwohl Polizei und Staatsanwaltschaft umgehend mit der Suche nach der Brandursache begonnen hatten, gab es niemals eine konkrete Spur. Daher blieb ungeklärt, ob die Katastrophe durch einen technischen Defekt, Brandstiftung oder eine natürliche Ursache wie Blitzschlag ausgelöst wurde. Eine Gedenk- und Abschiedsveranstaltung, bei der auch eine Gedenktafel für die umgekommenen Tiere enthüllt wurde, fand am 18. April 2013 statt. Unter anderem sprach Staatssekretär Hans-Joachim Fuchtel bei dieser Veranstaltung. Unter den fünf Trampeltieren, die den Brand überlebten, waren auch zwei tragende Kamelstuten, deren Jungtiere nach der Katastrophe geboren wurden. Die sieben Tiere sollten in Rotfelden verbleiben, solange Wilhelm Breitling am Leben ist.

Im Jahr 2015 verkaufte Wilhelm Breitling den Hof an die Familie Sennert. Diese errichtete den Freizeitpark Rotfelden, der im April 2017 mit einer Fußballgolf-Anlage eröffnet wurde. Die verbliebenen Kamele und ihr Nachwuchs sind Teil des Streichelzoos im Park geworden.

Quellen

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