Zur Anmeldung als Teilnehmer bitte E-Mail mit Nennung des gewünschten Benutzernamens an: pfenz@mail.de

Spielwaren-Gerwig

Von Stadtwiki

Wechseln zu: Navigation, Suche
Werbung aus dem Jahr 1954
Werbung aus dem Jahr 1960
Werbung aus dem Jahr 1973

Die Firma Spielwaren-Gerwig war ein Fachgeschäft für Spielwaren und Freizeitartikel am Sedanplatz in Pforzheim, Dillsteiner Straße 4–6.

Geschichte

"1877 gründete Moritz Gerwig eine Sodawasser- und Holzhandlung und wenige Jahre später hatte seine Frau die Idee, nebenher Puppen zu verkaufen. Sie war eine kinderliebe Frau, denn zu jener Zeit hätte noch kaum ein Geschäft sich auf den Bedarf des Kindes eingerichtet und naturgemäß blieb der Umfang des Geschäftes auf einen sehr kleinen Rahmen beschränkt. Das ganze Unternehmen war in zwei kleinen Räumen in einem Hause der Deimlingstraße untergebracht. Mit der fortschreitenden Zeit jedoch gesellten sich zu den Puppen noch erzgebirgische Spielwaren und es kam der Tag, da die anderen Artikel Holz und Sodawasser in Wegfall kamen und das Kinderspielzeug das ganze Unternehmen beanspruchte. In diese Zeit fällt der Erwerb des Hauses Dillsteiner Straße 4, in dem sich vor jener Zeit das Gasthaus zu den „Drei Mohren“ befand. Die Spielwarenbranche ging mit der Zeit und gleichzeitig mit dem Umzug kam das mechanische Spielzeug auf.

Mit der Uebernahme des Unternehmens durch den Sohn des Gründers Arthur Gerwig und dessen Ehefrau Amalie, geb. Höhr, begann ein steiler Anstieg. 1909 wird der Laden erstmals erweitert, 1914 kurz vor Ausbruch des Weltkrieges wurde die Wirtshausfassade abgerissen und große Schaufenster eingebaut. 1925 wurde das Nebenhaus Dillsteiner Straße Nr. 6 erworben und mit einbezogen, dadurch wurde die Ladenfront verdoppelt. Eine neue Puppenstube entstand und eine der schönsten mechanischen Abteilungen wurde zusammengestellt. 1938 wurden die Ladenräume auf 450 qm erweitert und neue Packräume wurden geschaffen, 30 Angestellte wurden beschäftigt.

In der furchtbaren Bombennacht des 23. Februar 1945 fiel das stolze Anwesen in Schutt und Asche zusammen und in den Trümmern ihres Anwesens kamen die Eheleute Arthur Gerwig ums Leben. Deren Neffe, Kurt Gerwig, der jetzige Chef des Unternehmens, war zu jener Zeit ein blutjunger Mensch, der nichts hatte als einen alten, stolzen Namen, die Erfahrungen mehrerer Generationen und den unbändigen Willen, wieder aufzubauen. Er begann unter primitivsten Umständen mit einem Angestellten in der Bleichstraße 102. Dort standen zu manchen Stunden des Tages zwei Verkäuferinnen, der Chef selbst war mit Koffer und Rucksack unterwegs, um Waren herbeizuschaffen. Und er schaffte sie herbei. In weitem Umkreis gab es nicht eine Spielwaren erzeugende Firma, die Kurt Gerwig in jenen Tagen nicht persönlich aufgesucht hätte. Wohlgemerkt, da verkehrten noch keine Eisenbahnen, da marschierte man zu Fuß und wenns hoch kam, nahm man ein Fahrrad, und ein Übertritt über die Zonengrenze war immer ein persönliches Risiko – aber es wurde geschafft und immer konnte man bei Gerwig das haben, was ein- Kinderherz entzückte. – Bald kam der Zeitpunkt, an dem an der Stelle des alten stolzen Hauses eine vorläufige Unterkunft geschaffen werden konnte. Und wiederum war es Kurt Gerwig, der junge Chef, der hier auf dem Trümmerplatz stand und zusammen mit seinen Angestellten die Aufräumungsarbeiten begann. Da gab es noch keine Bagger wie heute, die spielend Kubikmeter um Kubikmeter wegnehmen, da mußte jeder Stein einzeln aufgenommen werden und jeder verbogene Träger, der unter den Trümmern lag, war eine heimliche Gefahr. Aber es wurde geschafft und die vorläufige Unterkunft – ein gewaltiger Schritt vorwärts – konnte bezogen werden. Knapp ein Jahr später war bereits ein Anbau notwendig geworden, durch den die Ladenfläche um mehr als das Doppelte vergrößert wurde. Auch die Schaufensterfront konnte eingerichtet werden und erinnerte wieder an vergangene große Zeiten. Dieses Provisorium hielt vor bis zum Juli 1954. In diesem Monat zog Gerwig um – in eine Baracke am Neubau der Roßbrücke, weil ab Juli auf dem alten Platz am Sedanplatz der Neubau des Geschäftshauses in Angriff genommen wurde. Dort ist nunmehr einer der größten Spielwarenläden Süddeutschlands. mit über 600 qm Ladenfläche entstanden. Gerwig führt Spielwaren aller nur erdenklichen Art, alles das, was ein Kinderherz höher schlagen läßt und was die Väter wieder zu Kindern macht. Der Neubau, der am Donnerstag eröffnet wurde, ist größer und schöner als das Gebäude, welches 1945 den Flammen der Bombennacht zum Opfer fiel. In der dritten Generation ist Gerwig nun ein Begriff für Kinderfreude und Kinderglück."[1]

Im Alter von 60 Jahren zog sich Kurt Gerwig (* 31.08.1927; † 23.11.2015) Ende 1987 ins Privatleben zurück.

Nach dem Verkauf an den Drogeriemarkt Müller wurde im November 1989 im Zuge eines groß angelegten Umbaus die Verkaufsfläche auf rund 2.100 Quadratmeter auf vier Stockwerken vergrößert.

Einzelnachweise

  1. Pforzheimer Zeitung: Spielwaren-Gerwig größer und schöner als zuvor. Ausgabe vom 13. November 1954.
Meine Werkzeuge
Namensräume
Varianten
Aktionen
Navigation
Themenportale
Unterstützt von
Werkzeuge