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Pfannkuch & Co.
Von Stadtwiki
Pfannkuch & Co. war eine Unternehmensgruppe mit über 200 Filialen und mehr als 4500 Mitarbeitern im süddeutschen Raum und in Sachsen, die ihren Ursprung 1896 in Pforzheim-Brötzingen hatte. 1998 wurde die Gesellschaft an SPAR verkauft.
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Geschichte
Begonnen hat die Geschichte der Firma Pfannkuch am 8. Februar 1896, als ein gewisser Herr Pfannkuch, seines Zeichens Lebensmittelkaufmann und Filialleiter der Firma Latscha in Frankfurt, in Zusammenarbeit mit seinem Arbeitgeber in Pforzheim-Brötzingen am Marktplatz einen Filialbetrieb eröffnete.
Bei der Firmengründung wurde Herr Pfannkuch, der aus Weinheim an der Bergstraße stammte und dort auch gestorben ist, als Komplementär eingetragen, während die Firma Latscha als Kommanditist und Geldgeber zeichnete. Die Herren Latscha und Pfannkuch wussten, dass ein Unternehmen nur dann von Bestand sein kann, wenn es laufend expandiert und um die Erweiterung seines Absatzmarktes bemüht ist. So entstanden innerhalb kurzer Zeit an verschiedenen Plätzen Süddeutschlands zwölf Filialen und zugleich ein erstes Zentrallager der Firma Pfannkuch, das damals am Pforzheimer Güterbahnhof errichtet wurde.
Mit dem Ausbau des Unternehmens wuchs auch der Kapitalbedarf. Die Firma Latscha musste ständig Gelder nachschießen und die Kräfte des Komplementärs Pfannkuch waren bald dem sich schnell entwickelnden Filialbetrieb nicht mehr gewachsen. Jacob Latscha trennte sich von ihm und nahm unter Beibehaltung des Namens Pfannkuch seinen Neffen Walter Heymann in die Firma auf. Der junge Kaufmann war ursprünglich bei Kaiser's tätig und leitete von nun an den Filialbetrieb seines Onkels.
Walter Heymann, ein energischer und ideenreicher Geschäftsmann, befürwortete ebenfalls die Expansion und gründete laufend neue Filialen. So entstand schon im Jahre 1907 in Karlsruhe ein erster Pfannkuch-Laden, dem schnell weitere folgten. Man benötigte bald auch hier ein Zentrallager und fand das geeignete Gelände dafür in der Nähe des Schlacht- und Viehhofes. Als dieses Lager im Jahre 1909 einem Brand zum Opfer fiel, wurde ein neues Zentrallager am Karlsruher Rheinhafen errichtet. Dieses Lager wurde später auf ein Grundstück in der Oberfeldstraße verlegt, die 1976 in Pfannkuchstraße umbenannt wurde.
Im Jahre 1921 feierte die Firma Pfannkuch ihr 25jähriges Bestehen. Zu diesem Zeitpunkt war nicht nur der Namensgeber, sondern auch die eigentliche Gründerin, die Firma Latscha, als Kommanditistin ausgeschieden. Neben dem sich ständig erweiternden Filialnetz betätigten sich die damaligen Firmeninhaber in mehreren großen Geflügelzuchtfarmen, im Immobiliengeschäft, im Hotelgewerbe und im Teeversand. Diese Geschäfte brachten Verluste, so dass im Jahre 1933 die Firma Pfannkuch an die Inhaber der Firma Latscha verkauft werden musste. Damals besaß das Unternehmen 155 Filialen, die im Monat durchschnittlich 10.000 Mark umsetzten.
In den dreißiger Jahren, die Zeit der großen Arbeitslosigkeit, fehlte den meisten Menschen das Geld, um auch nur die notwendigsten Lebensmittel einzukaufen. Wie schon in den Jahren während des Ersten Weltkriegs standen auch damals die Kunden freitags in den Pfannkuch-Filialen Schlange. Schließlich ging es darum, sich für wenige Pfennige ein Stück Seefisch, eine frische Portion Kabeljau oder Goldbarsch zu erobern, was damals von Pfannkuch preisgünstig angeboten wurde.
Nach 1933 waren neben Warenhäusern, Konsumvereinen und Einheitspreisgeschäften auch die Lebensmittel-Filialbetriebe in den Augen der damaligen Machthaber unerwünschte Betriebsformen, die lediglich noch geduldet wurden, aber nicht expandieren durften. Der von der Firma Latscha im Jahre 1933 gestellte neue Geschäftsführer Gerhard Lehmann übernahm im Laufe der Jahre die Mehrheit der Anteile der Firma Pfannkuch. Sein Vorgänger Walter Heymann verstarb im Dezember 1938.
Der Kriegsausbruch am 1. September 1939 traf auch die Firma Pfannkuch hart. Die Bevölkerung der Stadt Karlsruhe wurde zum Teil evakuiert und gleichzeitig war auch die Versorgung der Filialen gefährdet. 1942 wurde die Verwaltung mit allen Lagern und Vorräten durch einen Fliegerangriff total vernichtet. Mühsam hielt man das Unternehmen aufrecht und gründete ein Behelfslager. Die Geschäftsleitung etablierte sich in provisorischen Verwaltungsräumen, die ihr von der Karlsruher Lebensversicherung zur Verfügung gestellt worden waren.
Mit Hilfe des Staates wurde das eigentliche Zentrallager bis zum Jahre 1943 wieder aufgebaut. Aber aller Fleiß und alle Energie waren umsonst, denn 1945 fiel die Firma Pfannkuch einem erneuten Fliegerangriff zum Opfer. Bei Kriegsende waren von 155 Filialen noch 60 übrig. Und die waren bis auf wenige völlig ausgeraubt.
Der Wiederaufbau nach dem Krieg vollzog sich unter unsäglichen Schwierigkeiten. Die Pfannkuch-Filialen lagen nach der Kapitulation in zwei Besatzungszonen. Schon dadurch wurde ihre Belieferung sehr erschwert. Mit Holzgasfahrzeugen, Pferde- und Kuhfuhrwerken behalf man sich beim Transport der Waren. Die ersten Lieferungen bestanden aus Rüben, Lauch, Ersatzsuppen und Heißgetränken. Schließlich wurde mit Spielsachen und Haushaltsgeräten versucht, wieder Umsätze zu erzielen, um das Unternehmen über Wasser zu halten. Ganz allmählich fand sich auch die in alle Winde verstreute Belegschaft wieder ein. Mit eigenem Personal wurde enttrümmert und von 1945 bis 1948 wieder aufgebaut. Mit der Währungsumstellung im Juni 1948 konnte bereits ein neues Verwaltungs- und Lagergebäude in Betrieb genommen werden.
Nach vielen Bemühungen konnten Mitarbeiter und Geschäftsleitung 1949 mit behördlicher Genehmigung zum ersten Mal wieder ins Ausland reisen. Sie fuhren zu ihren alten Geschäftsfreunden, zur Firma Mikros in der Schweiz. Dort wurden die Karlsruher Pfannkuch-Leute vom Gründer und Leiter der Firma Mikros, Gottlieb Duttweiler, herzlich aufgenommen. Und das nach einer Pause von 16 Jahren, während der sich die Mitarbeiter keinerlei Anregungen im Ausland holen konnten. Einer jener Teilnehmer an der Runde berichtete: „Wir kamen uns wie Hinterwäldler vor".
Eine Filiale nach der anderen wurde wieder eröffnet. Selbstverständlich handelte es sich zu jener Zeit ausschließlich um die üblichen Bedienungsläden mit einer Durchschnittsgröße von 40 bis 80 Quadratmetern. Im Jahre 1951 besuchte die Geschäftsleitung die USA. Auf dieser Reise erkannten die Pfannkuch-Manager, dass ihre Aufbauarbeit nach dem Krieg unzweckmäßig und im Grunde verkehrt war. Die Entwicklung der Ladenarchitektur und die Ladengestaltung war in einer ganz anderen Richtung gelaufen, man dies in Deutschland gewohnt war.
Das Resümee der Amerikareise: Auch Pfannkuch machte sich mit dem Gedanken der Selbstbedienung und des Großladens vertraut. Schon im Dezember 1952 wurde mit der Eröffnung des ersten Selbstbedienungsladens in Karlsruhe auf der Kaiserstraße dieser Gedanke bei Pfannkuch realisiert. Und nach und nach stellte man immer mehr Filialen nach dieser Methode um.
Genauso revolutionär wie die Einführung der Selbstbedienung im Jahre 1952 war 1958 der Beginn des Verkaufs von Frischfleisch. Diese Sortimentserweiterung erforderte den Bau eines Fleischwerkes in der Karlsruher Zentrale, das 1961 in Betrieb genommen wurde und 1969 aus Kapazitätsgründen um das Doppelte vergrößert werden musste. Um den zukünftigen Anforderungen gewachsen zu sein, wurde 1969 in der Zentrale außerdem ein neues Lager für Kolonialwaren in Betrieb genommen.
Die Vollmotorisierung veränderte die Einkaufsgewohnheiten der Kundschaft und führte im Handel ganz allgemein zu neuen Vertriebsformen. Pfannkuch trug auch dieser Entwicklung Rechnung: 1967 wurde in Bruchsal ein neuer Ladentyp, der "Disco-Markt" eröffnet. Schließlich wurden 1969 in Sindelfingen und 1970 in Weingarten bei Ravensburg zwei "Kaufpark"-SB-Warenhäuser eröffnet, die alles – nicht nur Lebensmittel – unter einem Dach anboten und über viele Parkplätze verfügten.
Nach der Wende versuchte man, sich auch in den neuen Bundesländern zu etablieren. Filialen wurden überwiegend in Sachsen eröffnet. Ende 1997 wurde bekannt, dass SPAR die Pfannkuch-Unternehmensgruppe übernehmen wird. Die Pfannkuch-Zentrale in Karlsruhe wurde geschlossen und 400 Mitarbeitern gekündigt. 1999 erwarb die EDEKA-Gruppe 24 ehemalige Pfannkuch-Märkte, die von einer Schließung durch SPAR bedroht waren.
Pfannkuch-Werbeprospekt Pforzheim
Ehemalige Filialen (Auswahl)
- Carl-Schurz-Straße 52
- Ebersteinstraße 25
- Ersinger Straße 2
- Friedrich-Hecker-Straße
- Fuchsgrabenweg 6
- Hohenzollernstraße 22
- Jahnstraße 29
- Kreuzstraße 9
- Ludwigsplatz 10
- Leopoldstraße 11–13 (Oberpaurhaus)
- Östliche Karl-Friedrich-Straße 38
- Untere Rodstraße 2
- Westliche Karl-Friedrich-Straße 119
- Westliche Karl-Friedrich-Straße 256 (laut einem Prospekt)
- Westliche Karl-Friedrich-Straße 356a
- Eutingen Hauptstraße 122
- Büchenbronn Hauptstraße 3
- Birkenfeld Hauptstraße 63
- Ispringen Gartenstraße 16
Quellen
- Pforzheimer Zeitung: Vom Spezereiladen zum Großbetrieb. Ausgabe vom 9. Februar 1971.
- Pforzheimer Zeitung: In Brötzingen am alten Platz: Vor 82 Jahren war hier erster Pfannkuch-Markt. Ausgabe vom 5. August 1978.