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Brandkatastrophe von Öschelbronn 1933

Von Stadtwiki

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Wiederaufbau von Öschelbronn 1933 als "Musterdorf in Eichenfachwerk" im Heimatschutzstil (a).jpg
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Die Brandkatastrophe von Öschelbronn, die am Sonntag, den 10. September 1933 ausbrach, war ein Großfeuer, das über 24 Stunden lang dauerte und einen Großteil des Dorfes zerstörte.

Inhaltsverzeichnis

Die Brandkatastrophe

Der 10. September 1933 fiel in eine bereits seit Wochen anhaltende Periode heißen und regenlosen Wetters. An diesem Tag wehte ein starker Ostwind. Gegen 10:30 Uhr, während die meisten Dorfbewohner in der Kirche waren, brach in einer Scheune am dicht bebauten südöstlichen Ortsrand aus unbekannten Gründen ein Brand aus, der sich durch den stürmischen Wind angefacht und durch die Trockenheit begünstigt schnell zum Ortskern hin ausbreitete.

Die örtlichen, dann auch rasch aus weitem Umkreis hinzugezogenen Feuerwehrkräfte mussten trotz verzweifelter und stundenlanger Bemühungen Haus um Haus den Flammen preisgeben, auch Sprengungen konnten das Ausbreiten des Brandes nicht verhindern. Erst nachdem der Wind am Abend abgeflaut war, gelang es ihnen, das Feuer gegen Mitternacht schließlich einzudämmen. Die Löschung der letzten Brandnester sollte sich noch bis zum nächsten Morgen hinziehen.

Erschwerend wirkte sich angesichts des örtlichen Wassermangels der Umstand aus, dass die Schläuche der badischen und der württembergischen Feuerwehren verschiedene Kupplungen hatten und sich nicht miteinander verbinden ließen. (Diese Erfahrung sollte später zu einer reichsweiten Normierung der Feuerwehrausrüstung führen.) Erst gegen Abend konnte durch eine schließlich fertiggestellte Schlauchleitung zur Enz bei Niefern Löschwasser in größeren Mengen nach Öschelbronn gepumpt werden.

Menschliche Todesopfer hatte der Brand nicht gefordert. Auch ein Großteil des Viehs und des beweglichen Hab und Guts der betroffenen Dorfbewohner konnte gerettet werden. [1]

Das Schadensbild

Der Brand zerstörte 184 Gebäude völlig und beschädigte weitere 111 Gebäude teilweise schwer, wodurch 357 der damals 1421 Einwohner Öschelbronns obdachlos wurden. Im Ortskern blieben allein die Schule und die Kirche stehen.[1] Der durch das Feuer verursachte Gebäudeschaden wurde auf 610.000 Reichsmark beziffert, die von insgesamt elf Feuerversicherungsgesellschaften ausbezahlten Versicherungssummen beliefen sich auf zusammen 335.691 Reichsmark. Die badische Regierung rief zu einer Sammlung für die Opfer der Brandkatastrophe auf, die aus dem gesamten Reich eine Spendensumme in Höhe von 400.886 Reichsmark sowie Naturalien im geschätzten Wert von über 100.000 Reichsmark einbrachte.[2]

Wiederaufbau

Am 14. September besuchte der Reichskanzler Adolf Hitler den Unglücksort. Hierzu reiste er von Berlin nach Karlsruhe mit dem Flugzeug an, dann per Auto weiter über Durlach und Pforzheim durch Straßen, die von teils jubelnden, teils auch nur neugierigen Menschen gesäumt waren. Gegen 13:45 Uhr in Öschelbronn eingetroffen, besichtigte er, wie bereits vor ihm zahlreiche Schaulustige, die Brandstätte und reiste gegen 14:30 Uhr weiter nach Böblingen, von wo aus er den Rückflug nach Berlin antrat.[2][3]

Die nationalsozialistische Landesregierung Badens sorgte dafür, dass Öschelbronn innerhalb kurzer Zeit mit "bodenständiger Architektur" als "Musterdorf in Eichenfachwerk" im Heimatschutzstil wieder aufgebaut wurde.[4] Hierzu berief sie eine im Pforzheimer Bezirksamt tagende Kommission, die die zu leistenden Arbeiten ausschrieb und weitgehend an badische Handwerker vergab. Darüber beschwerten sich Handwerker der näheren Umgebung jenseits der damaligen, direkt an Öschelbronn vorbeilaufenden, Landesgrenze, bei der württembergischen Regierung. Die hieraus im Oktober 1933 entstehenden Streitigkeiten zwischen den beiden nationalsozialistisch gleichgeschalteten Landesregierungen wurden mit einem Kompromiss abgeschlossen, der die Lieferung von 20 Prozent der benötigten Ziegel und Backsteine durch württembergische Ziegeleien vorsah.[2]

Die zukünftigen Bewohner der neuen Häuser wurden bei der Wiederaufbauaktion nicht nach ihren Wünschen gefragt. Die beauftragten Architekten hatten nach Berichten von Zeitzeugen teilweise keinerlei Erfahrung mit dem Entwurf und Bau von Bauernhäusern.[5]

Nach Abschluss der Arbeiten zeigte sich, dass der ursprüngliche Kostenvoranschlag für den Wiederaufbau Öschelbronns um etwa ein Viertel überschritten wurde. Die hierüber durchgeführten Untersuchungen ergaben als eine Ursache hierfür, dass die Vergabe der Arbeiten in vielen Fällen nach parteipolitischen statt wirtschaftlichen Erwägungen entschieden worden war.[2]

Ein Jahr nach dem Brand war der Wiederaufbau Öschelbronns im Wesentlichen abgeschlossen. Und so kann man sich in der Gartenstraße, in der Unteren Bachstraße und in der Brühlstraße bis heute an schönsten Fachwerkfassaden im Stil der Heimatschutzarchitektur erfreuen.

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Öschelbronn versinkt im Feuersturm, Online-Artikel der Pforzheimer Zeitung vom 9. September 2008
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 Hans Georg Zier: Geschichte der Stadt Pforzheim. Stuttgart: Theiss, 1982, ISBN 3-8062-0234-6, S. 316-317
  3. ebenda, Bildtafel 114
  4. Hermann Diruf, Christoph Timm: Kunst- und Kulturdenkmale in Pforzheim und im Enzkreis. Stuttgart: Theiss, 2. Auflage 2002, ISBN 3-8062-1680-0, S. 289
  5. Video-Begleitbericht zum Online-Artikel Öschelbronn versinkt im Feuersturm der Pforzheimer Zeitung vom 9. September 2008

Video: Großbrand zerstört Öschelbronn http://www.youtube.com/watch?v=gdBDc06oVks&feature=channel_video_title

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